"Der Wald ist ein lebendiger Nachbar"

18. November 2025

Trockenheit, Stürme und Schädlinge setzen Deutschlands Wäldern zu. Die Redaktion der meerwert sprach mit Revierförsterin Janina Albrecht über die aktuellen Herausforderungen, gezielte Maßnahmen und das gemeinsame Engagement mit den Stadtwerken Meerane.

Janina Albrecht ist seit 2014 Revierleiterin beim Sachsenforst. Für das Revier Glauchau des Forstbezirks Chemnitz berät sie private Waldbesitzer und Kommunen zu Waldpflege und Aufforstung. Nach Sachsen verschlagen hat es die Süd-Brandenburgerin durch ihr Studium der Forstwirtschaft in Tharandt. Am liebsten ist sie mit ihren zwei Rauhaar­dackeln auf langen Waldgängen unterwegs.

Frau Albrecht, Meerane ist von eher kleinen, verstreuten Waldflächen geprägt. Wie steht es aktuell um „Ihren“ Wald?

Das Revier Glauchau im Forstbezirk Chemnitz, für das ich beim Sachsenforst zuständig bin, umfasst knapp 5.000 Hektar Fläche. Rund um Meerane wachsen etwa 140 Hektar Kommunalwald, zum Beispiel im Wilhelm-Wunderlich-Park oder Schillerpark. Hier prägen viele kleine Flächen das Bild – historisch gewachsen oder gezielt aufgeforstet, wie der Hochzeitswald oder der Meerchenwald. Die Waldflächen übernehmen quasi als grüne Nachbarn in der Stadt wichtige Funktionen für Klima und Erholung. Trotz Herausforderungen sind diese Wälder lebendig und müssen gepflegt werden. Doch die Auswirkungen der Trockenjahre 2018 bis 2022 spüren wir deutlich. Stürme und Hitze setzen vielen Bäumen schwer zu. Besonders ältere Bäume leiden: Sie können sich nicht mehr so flexibel anpassen. Wenn der Grundwasserspiegel sinkt, geraten ihre Wurzeln in Schwierigkeiten. Bäume jeden Alters kämpfen mit den Klimaextremen, denn wenn sie im Sommer voll mit kräftigen ­Blättern Starkwind ausgesetzt sind, stürzen ­manche einfach um.

Welche Herausforderungen gibt es für den Wald in Meerane?

Die größte Aufgabe ist, den Wald an das Klima anzupassen. Damit sich ein Baum entwickeln kann braucht er Wasser, Nährstoffe und Licht. Viele ­Baumarten leiden unter Wassermangel, erst recht auf kleineren Flächen im urbanen Raum. Wir ­müssen kranke Bäume entnehmen und für Nachpflanzungen sorgen. Wichtig ist, die Bäume dort zu setzen, wo sie wirklich hinpassen. Einen Eichen-Setzling pflanzen wir nicht mitten im ­Schatten von Buchen. Die Mischung macht’s: Nur mit Laub- und Nadelhölzern in gesunden Mischwäldern können wir künftigen Schäden vorbeugen.

Stiftung Wald für Sachsen

Die Stiftung Wald für Sachsen setzt sich seit 1996 für gesunde, vielfältige Wälder in unserem Bundesland ein. Seit ihrer Gründung hat sie gut fünf Millionen Bäume gepflanzt sowie Wald neu geschaffen oder klimafest umgebaut. Wer den Wald in Sachsen unterstützen möchte, dem bietet die Stiftung – ob als Privatperson oder als Unter­nehmen – viele Möglichkeiten. So kann mit einer Spende ab 5 Euro dabei geholfen werden, junge Bäume zu pflanzen und langfristig zu pflegen.

Mehr Informationen unter mehr-wald-fuer-sachsen.de

Die Stadtwerke Meerane werden im Zuge ihres neuen Stromtarifs MeerioStrom eine  Aufforstungsaktion unterstützen. Helfen Ihnen solche Aktionen weiter?

Ich freue mich sehr über die Kooperation. Die Stadtwerke Meerane wollen jährlich etwa 500 Setzlinge finanzieren. Das entspricht einem halben Hektar. Nach zehn Jahren entsteht so eine schöne neue Fläche von fünf Hektar. Schön finde ich, dass bei diesen Aktionen auch Kinder, Kitas und Schulen sowie Unternehmen eingebunden werden können: Das ist gelebte Umweltbildung und verbindet viele Menschen mit ihrem Wald.

Was ist das Ziel bei den Aufforstungsprojekten und wie läuft das konkret ab?

Wir wollen die Wälder stärken und für Vielfalt sorgen. Die Aktionen sind gut koordiniert, auch durch die Stiftung „Wald für Sachsen“. Sie weiß, wo Flächen dringend Bäume brauchen, und steuert die Mittel gezielt. Bei den Pflanzungen achten wir darauf, verschiedene Arten zu mischen – Buche, Linde, Ahorn, aber auch Kiefern oder ­Lärche. Und am Waldrand setzen wir gern auch Kirschbäume oder Sträucher, weil sie schön blühen und so den Wald auch fürs Auge aufwerten.

Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Freude?

Ganz klar – draußen zu sein! Ich gehe täglich durch das Revier, oft mit meinen beiden Rauhaardackeln. Es ist wunderbar, direkt zu entscheiden, wo gehandelt werden muss. Im Frühling und Herbst ist Pflanzzeit, dann ist viel Bewegung drin. Natürlich gehört auch viel Beratung und Schreibtischarbeit dazu, aber der direkte Kontakt mit dem Wald ist für mich das Schönste.