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16 Jahre Stadtwerke-Führung

Nachgefragt bei Uwe Nötzold

6. Dezember 2022

Herr Nötzold, seit 2006 haben Sie die Leitung der Stadtwerke inne. Solarparks, Glasfaser oder Ökostrom sind Meilensteine während Ihrer Zeit. Gibt es ein Lieblingsprojekt? 

Ein Lieblingsprojekt gibt es nicht. Es ging mir immer darum, die Stadtwerke gut für die Zukunft zu rüsten. Mit dem Breitbandprojekt ist ein vollkommen neues Geschäftsfeld dazugekommen.In diesem Bereich habe ich sehr große Erwartungen für die Zukunft. Hier können die Stadtwerke Felder wie die Gasversorgung ersetzen, wo ich zukünftig erhebliche Reduzierungen erwarte. In erneuerbare Energien investieren wir schon seit über zehn Jahren im Thüga-Verbund mit rund 100 anderen kommunalen Energie- und Wasserversorgungsunternhemen, der an einer Reihe von Windparks und Solaranlagen in Deutschland beteiligt ist. Mit den Solarparks in Meerane ist es jetzt gelungen, dass wir vor Ort erneuerbaren Strom erzeugen und diesen auch hier unseren Kunden bereitstellen. Damit sparen wir den Bau von großen Überlandleitungen. Wir haben hier bewusst nicht den Weg über die EEG-Förderung gewählt.

Die letzten Jahre Ihres Einsatz waren von der Pandemie, dem Angriffskrieg auf die Ukraine und anhaltend der Energiekrise geprägt. Wie nehmen Sie die Lage wahr und wie hat sich die Branche verändert? 

Die ersten Jahre in meiner Geschäftsführerrolle waren durch den anziehenden Wettbewerb zwischen Energieversorgern beeinflusst. Die Stadtwerke konnten ganz neu außerhalb von Meerane Produkte wie beispielsweise Strom anbieten und verkaufen. Neben den äußeren Faktoren wie Pandemie 
und Krieg haben sich noch weitere Dinge in der Energiewirtschaft ganz wesentlich in den letzten Jahren geändert. Zum einen wird die Bürokratie überbordend. Das bremst aus meiner Sicht stark unsere unternehmerische Handlungsfähigkeit. Zum anderen kommt erschwerend die Ideologie in der Politik hinzu: Hier werden meiner Meinung nach Entscheidungen getroffen und Vorgaben gemacht, die in keinster Weise einen technischen Sachverstand erkennen lassen. Ich sehe im derzeitigen politischen Handeln keine Straregiert meist nur noch das Chaos. 

Das sind aus meiner Sicht unhaltbare Zustände, denen unsere Kunden und wir als Unternehmen meist schutzlos ausgesetzt sind. Die Techniker der Branche werden nicht mehr von der Politik gehört, und es wird gegen deren Rat nach rein ideologischen Grundsätzen entschieden. Wir wissen ganz genau, wann wir welche Kraftwerke abschalten müssen. Es kümmert sich aber keiner unserer Politiker darum, dass zu diesem Zeitpunkt der Abschaltung auch ein Ersatz vorhanden ist. Damit ist nicht gemeint, dass die entsprechende fluktuierende Erzeugung der Erneuerbaren bereitsteht, sondern die gesicherte Erzeugung, die unabhängig vom Wetter funktioniert. 

Ich habe große Sorge vor der Gewährleistung der Versorgungssicherheit und der Bezahlbarkeit der Energie in der Zukunft. Ein Beispiel: Seit 20 Jahren wird die schiere Menge an Strom aus erneuerbaren Energien gefördert. Wir geben noch viel Geld dazu, wenn unsere Nachbarländer in sonnen- und windreichen Stunden den Stromüberschuss abnehmen. Mit dieser Fördersystematik ist bisher kein einziges konventionelles Kraftwerk überflüssig geworden. Es muss aber das Ziel sein, durch den Ausbau der erneuerbaren Energien mit entsprechenden Speicherlösungen dem Markt eine gesicherte Leistung zu jeder Zeit bereitstellen zu können. Für Zeiten einer sogenannten Dunkelflaute, wenn etwa im November eine Woche lang kaum die Sonne scheint und der Wind weht, fehlt für mich die Vorbereitung. Ich denke,man hätte schon seit vielen Jahren die schiere Förderung der Mengenerzeugung begrenzen und erhebliche Summen an Fördergeldern für die Speicherung von Strom bereitstellen müssen. Damit hätte man die tatsächliche Kraftwerksleistung ohne Ersatz abschalten können.

Ihr Ziel war der Wandel der Stadtwerke zum Energiedienstleister. Haben Sie das geschafft? 

Ob diese Transformation gelungen ist, müssen unsere Kunden beurteilen. 

Haben Sie Pläne für Ihren Ruhestand? 

Da existieren sehr viele Pläne. Diese konnten bisher nicht verwirklicht werden, da die erforderliche Zeit für die Umsetzung fehlte.

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